Donnerstag, 30. Juli 2015

Gedenkveranstaltung und bundesweite Aktionen gegen Abschiebungen am 2. und 5. August 2015

 
Sonntag, 2. August um 15 Uhr 
Gedenkveranstaltung in Neuengamme

Mittwoch, 5. August um 16 Uhr
Protest gegen Sammelabschiebungen beim Airport Plaza am Flughafen


Nach einer Streik-Woche vor der Ausländerbehörde und einer großen Demonstration im Zentrum wird am 2. August zunächst eine Führung über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme und im Anschluss ab 15 Uhr eine Gedenkveranstaltung dort stattfinden.
Am 5. August wird dann ab 16 Uhr eine Protestkundgebung gegen Sammelabschiebungen auf dem „Airport Plaza“ am Flughafen Hamburg stattfinden.

In Berlin findet am 2. August 2015 um 20 Uhr am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas (Simsonweg) die Veranstaltung »Phagedo Dschi – Zerrissenes Herz« – Erinnern an die Ermordung der letzten Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau 1944 statt.

In Freiburg findet entweder am 3. oder am 10. August eine Aktion am Flughafen Karlsruhe Baden-Baden statt – je nachdem, wann die Behörden die nächste Sammelabschiebung anberaumen.

 
Verfolgung im Nationalsozialismus
Bis heute ist die Geschichte der Verfolgung und Vernichtung von Roma und Sinti nicht ausreichend erforscht und nicht genau bekannt. Dies ist kein Zufall, es ist Ausdruck von fortgesetzten Mechanismen der Ausgrenzung und Ablehnung.
Roma und Sinti wurden während der Zeit des Nationalsozialismus in die Konzentrationslager Belzec, Siedlce, Bergen-Belsen oder Auschwitz, aber auch nach Neuengamme bei Hamburg deportiert. Schätzungen zufolge waren hier ungefähr 500 Menschen als sogenannte „Zigeuner“ inhaftiert. Als Zwangsarbeiter_innen wurden die Menschen dort körperlich ausgebeutet und bei Mangelernährung fürchterlich gequält. Von den insgesamt 100.000 Häftlingen überlebte mehr als die Hälfte diese Tortur nicht.
Jährlich am 2. August gedenken international Roma-Organisationen und ihre Unterstützer_innen der Ermordung von nahezu dreitausend Roma im Jahr 1944 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Im Familienlager von Auschwitz starben die meisten an Hunger oder Krankheiten, bis die Häftlinge in der Nacht des 2. August ermordet wurden. Nur etwa 4000-5000 überlebten die Konzentrationslager.
Sinti und Roma wurden als Opfer der „Vernichtung durch Arbeit“ u.a. in den großen Rüstungswerken (Siemens, Daimer-Benz, BMW, VW), wo sie täglich zwischen 12 und 15 Stunden unter schlimmsten Bedingungen arbeiten mussten oder auch als Zwangsarbeiter in ländlichen Regionen. Sinti und Roma wurden zu Menschenversuchen für verschiedene Arzneifirmen u.a. im Konzentrationslager in Natzweiler im Elsass und in Auschwitz missbraucht und gefoltert. Im südserbischen Nis wurde 1941 eines der ersten Konzentrationslager auf dem Balkan errichtet. 1942 erklärte die SS Serbien als „zigeunerfrei“. Die Geschichte der Sinti und Roma ist eine Geschichte von Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung.


Rassismus gegen Roma in Südosteuropa
Die Roma, die heute in Südosteuropa leben, sind die Nachkommen der Überlebenden des nationalsozialistischen Völkermords. Der Rassismus gegen Roma ist heute in Südosteuropa allgegenwärtig. Die Diskriminierung beginnt in den exjugoslawischen Staaten bereits im öffentlichen Raum. Die Mehrheit der Roma hat keine festen Unterkünfte, keine richtigen Wohnungen. Sie organisieren ihr Überleben in irregulären Siedlungen, Slums, oft ohne Wasser-, Abwasser- und Stromanschluss. Die Lebenserwartung ist gegenüber dem gesellschaftlichen Durchschnitt entsprechend niedrig, die Kindersterblichkeit um ein vielfaches höher. Ein regelmäßiges Einkommen ist fast nie vorhanden. In vielen Haushalten gibt es tagelang kaum etwas zu essen. Kernrechte, wie das Recht auf Wohnen, Nahrung, Arbeit, Bildung etc. sind nicht garantiert. Die Roma leiden unter Vorurteilen, systematischer Diskriminierung, Marginalisierung und Ausgrenzung. Viele unterliegen einem permanenten Vertreibungsdruck. Polizeiliche Räumungen von Roma-Siedlungen sind alltäglich. Das sind die Gründe warum zahlreiche Roma, seit der Visaliberalisierung im Dezember 2009, den Balkan verlassen haben.


Humanitäres Bleiberecht
Die systematische Diskriminierung, Marginalisierung und Ausgrenzung von Roma heute und die moralische Verpflichtung aus der gezielten Verfolgung und Ermordung der Roma im Nationalsozialismus, begründet ein dauerhaftes Bleiberecht aus „humanitären Gründen“ für Roma aus den Balkanstaaten in Deutschland. Weiterhin resultiert aus den Richtlinien über Verfahren und Kriterien zur Feststellung der Flüchtlingseigenschaft des UNHCR wie auch die Qualifikationsrichtlinien ein Bleiberecht aus humanitären Gründen.



Sichere Herkunftsländer“ eine Politik der Stigmatisierung und Vertreibung
Nicht erst nachdem Serbien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien im September mit den Stimmen der GRÜNEN zu sogenannten „sicheren Herkunftsstaaten“ bestimmt wurden, wird Stimmung gegen die Roma gemacht. Dies obwohl die Ausgrenzung und Diskriminierung von Roma in den Balkanstaaten eine derartige Dimension erreicht hat, dass sie existenz- und lebensgefährlich sein können.

Die Folgen dieser Politik münden in einer massiven Entrechtung von Roma:
Fluchtgründe werden nicht anerkannt, und auch nicht die besondere Schutzbedürftigkeit von Roma. Stattdessen werden die meisten Asylanträge von Roma aus dem Balkan als »offensichtlich unbegründet« abgelehnt: im Schnellverfahren und ohne eine individuelle Prüfung gemachter Angaben. Die Haltung der Bundesregierung, die in einigen Bundesländern (wie Hamburg oder Bayern) vollständig geteilt wird, spricht allen aus den Balkanländern Flüchtenden pauschal politische Fluchtgründe ab. Die Medien sind voll mit Statements aus der Politik, nach denen einzig wirtschaftliche Interessen die Menschen dazu bewegen würden, ins Schlaraffenland Deutschland zu ziehen. Dabei flieht kein Mensch freiwillig und ohne Grund. Die wirtschaftlichen Gründe, die die Menschen zwingen sich auf den Weg zu machen sind oftmals Überlebensfragen und Folgen von ausgrenzenden wirtschaftlichen Strukturen. Was aktuell gefordert und fix beschlossen wird, seien es Arbeits- und Ausbildungsverbote, sei es die Streichung von Taschengeld fördert die Rechtlosigkeit und wirkt stigmatisierend.
»Flüchtlinge aus dem Balkan: die, von denen wir wollen, dass sie schnell wieder gehen« sollen zukünftig in Aufnahmezentren gesammelt werden, in denen die Asylverfahren im Schnelldurchlauf abgehakt werden und dann die Menschen direkt aus den Lagern wieder abzuschieben – dann mit Einreiseverbot in die EU.

In diesen Lagern werden viele Roma landen, denn sie haben oft keine andere Möglichkeit, als vor Mord, Vertreibung und Ausgrenzung zu fliehen und stellen einen Großteil derjenigen, die aus den Balkanländern kommen. Ihnen pauschal Asylmissbrauch oder Betrug vorzuwerfen knüpft an jahrhundertelang bestehende stereotype Bilder, die verändert und hinterfragt werden müssen. Wenn das nicht passiert, wenn die Klischees weiter aufbewahrt, gesammelt, gepflegt und archiviert werden dann bleiben wir geschichtsvergessen im Kreis von Ausgrenzung und Diskriminierung.
Entlang der europäischen Außengrenze ziehen sich Lager, in denen Menschen gesammelt werden und teilweise mit illegalen Push-back-Aktionen wieder aus der EU rausgeschoben werden. Dieser Zustand ist Ausdruck der humanitären Katastrophe, an der sich Europa ausgrenzend und unrühmlich beteiligt ist. Die geplanten Aufnahmezentren sind eine deutsche Steigerung der organisierten Unmenschlichkeit. Hier werden Menschen nach Herkunft sortiert ohne jede Chance erst ein-, dann ausgegrenzt. Mit dem Wissen um die spezifisch deutsche Verantwortung in Bezug auf Roma, mit dem Wissen um Anschläge auf Flüchtlingsheime, mit dem Wissen um rechtspopulistische Mobilisierungen in vielen Städten ist das entweder brandgefährliche Naivität oder, und das ist wahrscheinlicher, gewollte systematische Konstruktion einer Opfergruppe – und ihre Konzentration. Damit bleiben noch die Enkel und Urenkel in der Spirale von Ausgrenzung, Gewalt und Schmerz.

Die „falschen“ und die „richtigen“ Flüchtlinge
Nachdem die Welt mit zahlreichen Konflikten und dem Zusammenbruch des humanitären Hilfssystems konfrontiert ist, selbst eine UN nicht in der Lage ist alle Bedürftige zu versorgen, erreichen immer mehr Menschen den europäischen Kontinent. In Deutschland reagiert man, gegen all jene die durch das Raster der bundesdeutschen Asylanerkennung fallen („keine politische Verfolgung in den als sicher deklarierten Herkunftsstaaten“), mit dem alten Rezept der Abschreckung und Abschottung. Die Pläne von Bund und Ländern sehen vor, dass Geflüchtete aus den Westbalkanstaaten – faktisch größtenteils Roma – in gesonderten Erstaufnahmezentren untergebracht werden. Sie sollen gar nicht erst in Städte und Gemeinden verteilt, sondern direkt aus diesen Sammellagern wieder abgeschoben werden. Auch die Streichung von Sozialleistungen allein aufgrund ihrer Herkunft ist bereits im Gespräch. Sachleistungen sollen sie bekommen – das ist das häufig wegen seiner ausgrenzenden Wirkung kritisierte Gutscheinsystem.
Diese staatliche Vorverurteilung und Sonderbehandlung der Roma zeigt klar die Muster des uralten Hasses auf Sinti und Roma. Im Nationalsozialismus wurden Sinti und Roma in einer Kategorie mit sogenannten „Asozialen“ zusammengefasst. Die Eigenschaften, die dieser Kategorie unterstellt wurden, waren z.B. ihre wirtschaftliche Nutzlosigkeit, Faulheit, Ausnutzung der öffentlichen Wohlfahrt, abweichendes Verhalten und mangelnde Integration in die Mehrheitsgesellschaft. Diese Kriterien lieferten in einem Klima des nationalistischen Rassenwahns den Vorwand für die Verfolgung und Vernichtung der so stigmatisierten Bevölkerungsgruppen, der übrigens die Unterbringung in Sammellagern vorausging. Im heutigen Deutschland wird die nationalsozialistische Vernichtungspolitik ohne Frage von den allermeisten verurteilt, trotzdem wirken heute dieselben Kategorien der Abwertung. Dass diese von der Politik gezielt propagandiert oder instrumentalisiert werden, ist angesichts der rassistischen Mobilmachung gegen Flüchtlingsunterkünfte brandgefährlich.

Darum handeln wir gegen die Abschiebung von Roma:
  • weil wir soziale und politische Rechte für alle einfordern
  • weil viele Roma aus dem Balkan keinen Zugang zu diesen Rechten haben
  • weil das Kindeswohl bei Abschiebeentscheidungen im toten Winkel bleibt
  • weil wir das politische Konstrukt der „sicheren Herkunftsstaaten“ ablehnen.
  • weil viele solidarische gesellschaftliche Projekte, die mit Roma aufgebaut wurden zerstört werden.
  • weil wir damit direkt in das politische Geschehen eingreifen können
  • weil Abschiebungen kontraproduktiv sind und keine Perspektive bieten
  • weil Abschiebung die schlimmste Form staatlicher Diskriminierung ist
  • weil Abschiebungen ein Akt unterlassener Hilfsleistungen darstellt
  • weil Abschiebung fast immer nur arme und rechtlose Menschen trifft derer man sich entledigen will
  • weil die Politik anderen Interessen dient als den Geflüchteten
  • weil man Roma indirekt für die Kurzsichtigkeit der Politik verantwortlich machen will, welche wider besseres Wissen nicht rechtzeitig auf den Anstieg der Flüchtlingszahlen reagiert hat und nun die selbstproduzierten Mängel vertuschen möchte
  • weil die Diskreditierung der Roma als „falsche“ Flüchtlinge die fatale Tradition der Ausgrenzung dieser europäischen Minderheit hier in Deutschland fortschreibt
  • weil die historische Verantwortung Deutschlands eine Abschiebung von Roma verbietet.



Unterzeichnende:
Bundes Roma Verband e.V.
Roma Antidiscrimination Network (RAN)
Freiburger Forum aktiv gegen Ausgrenzung
Aktion Bleiberecht Freiburg
Romano Jekipe ano Hamburg
Recht auf Stadt Hamburg - never mind the papers
alle bleiben!
Roma Center Göttingen e.V.
Recht auf Stadt Hamburg - never mind the papers

Samstag, 18. Juli 2015

Demonstration mit 600 Leuten!


Heute, am Samstag, den 18. Juli, versammelten wir uns mit 600 Leuten zu einer Demonstration. Wir, das waren viele Roma aus Asylunterkünften und Erstaufnahmeeinrichtungen, Vertreter_innen der Lampedusagruppe und auch viele Unterstützer_innen.


Beim Grünen Jäger ging es los mit einer Rede von Peggy Parnass, deren Eltern von Deutschen im Konzentrationslager Treblinka ermordet wurden und die den Romaprotesten ihre Solidarität aussprach: „Wir werden zur Zeit Gott sei Dank nicht mehr abgeschlachtet. Das ist schon ein Fortschritt. Aber diskriminiert, beiseitegeschoben, weggedrängt. Immer noch, immer noch. Das hat Tradition. So darf es aber nicht bleiben!“


Weiter ging es mit einem Redebeitrag der Lampedusagruppe, welche wie auch schon bei ihren Protesten in den letzten Monaten die Situation in den Lagern kritisierte und die Forderung nach einem Abschiebestopp, dem Bleiberecht und der uneingeschränkten Arbeitserlaubnis für die hier lebenden Menschen stellte.
Danach ging es begleitet von Sprechchören „1, 2, 3, 4, alle Roma bleiben hier“ und „We are here and we will fight, freedom of movement is everybodys right“ Richtung Altona.



Am Bruno-Tesch-Platz gab es dann eine Zwischenkungebung. Dort wurde ein Redebeitrag einer Freiburger Romagruppe abgespielt. Idriz beschrieb dort die menschenunwürdige Lebenssituation der Roma in den sogenannten „sicheren Herkunftsländern“.
Angekommen am Bahnhof Altona gab es dann noch einen Redebeitrag des Hamburger Flüchtlingsrats. Dieser berichtete von der letzten Abschiebewelle gegen Roma vor einigen Jahren. Außerdem wurden die jüngsten Äußerungen von Olaf Scholz thematisiert. Dieser bekräftigte wieder mal das Märchen der „sicheren Herkunftsländer“. Asylanträge von Geflüchteten aus diesen Ländern werden fast immer als „offensichtlich unbegründet“ abgelehnt. Eine wirkliche Prüfung der Fluchtgründe und Kenntnisnahme der zahlreichen Berichte über die Lebenssituation der Roma dort findet nicht statt.
Zum Abschluss der Demonstration gab es dann noch einen Auftritt der Rapper K-Flow's and Gipsys Evidence, Prince-H und der Sängerin Jana.



 Vielen Dank an alle die heute da waren und uns unterstützt haben! Der Protest wird weitergehen!
Alle Roma bleiben hier!



Mi zahtevamo

  • da se zaustavi Abschiebung za sve rome
  • obstanak svim romima
  • pravi prevodilac koji prica romski
  • da mozemo da radimo i akosmo na Duldung
  • mogucnost u privremenim staconima da brze napuste
  • nase atesti nesmeju da se ignorisu





Wir fordern:
  • Den Abschiebestopp für alle Roma
  • Ein Bleiberecht für alle Roma
  • Dolmetscher, die Romanes sprechen
  • Uneingeschränkte Arbeitserlaubnis für Geduldete
  • Die Möglichkeit die Erstaufnahmeeinrichtungen schneller zu verlassen
  • Die Atteste der (Fach-)Ärzt_innen dürfen nicht ignoriert werden

Dienstag, 7. Juli 2015

STREIK!

Romano Jekipe ano Hamburg
 
Streik!

Juli 2015. Proteste in Hamburg: unmittelbar vor der Ausländerbehörde
Es versammelten sich am 6. Juli ca. 40-50 Roma aus verschiedenen Ländern des Balkans und machten laut stark Protest und zeigten Zusammenhalt (weil sie auch verschiedene Ethnien präsentieren) von alt bis jung, aufgerufen von Leuten, die auch selbst in Übergangsheimen leben, dazu bewegt und engagiert alle Asylbewerber mal aktiv und selbst initiativ ihr Recht zu fordern. Mit Unterstützung von alle bleiben! und einigen Künstlern bekamen sie in der Zeit von 9 bis 13:30 Uhr gute Aufmerksamkeit. Es wurden auch Flyer verteilt an Passanten, um auf das Roma und Bleiberecht-Problem und die Abschiebearten und -weisen der Behörde aufmerksam zu machen. Schon am Montag gab es ein Interview in der taz.
Ernte darauf war der Tag danach, der 8.7.15, an dem sich dann ca. 80-90 Menschen zusammenfanden und noch mehr Lärm machten als Tags zuvor. Es gab mehr Einsatz und Anteilnahme vom größer werdenden Mob der auch bunter wurde weil sich nicht nur Roma zusammen fanden sondern auch serbische, kosovarische, mazedonische und deutsche Leute präsent waren. Es gab außerdem einen Infotisch mit Postern und Flyern und aktuellen Balkanberichten über die Zustände der Roma in den Ländern. Das wirkte sehr positiv auch auf die Protestierenden, weil sie selbst dadurch auch weiter motiviert wurden auch die folgenden Protesttage, Demos und Kundgebungen zu besuchen und Zusammenhalt zu zeigen.

weiter gehts - alle bleiben! 

WEITERE TERMINE:

Protest ispred Ausländerbehörde
od Petak 10.7. od 8 - 16 sati

Demostracija
subota 18.7. u 12 sati 
Beim Grünen Jäger, St. Pauli

Protest vor der Ausländerbehörde
von Freitag 10.7. von 8 – 16 Uhr

Demonstration
Samstag, 18.7. um 12 Uhr
Beim Grünen Jäger, St. Pauli
 
 






Mittwoch, 1. Juli 2015

PROTEST

Svi Romi ostaju ovde!
Svega namje dosta!
Alle Roma bleiben hier!
Wir haben die Nase voll!

Protest ispred Ausländerbehörde
od Ponedeljka 6.7. do Petak 10.7.
(Sreda je pausa)
uvek od 8 - 16 sati

Demostracija
subota 18.7. u 12 sati
Beim Grünen Jäger, St. Pauli


Protest vor der Ausländerbehörde
von Montag 6.7. - Freitag 10.7.
(Mittwoch ist Pause)
immer von 8 – 16 Uhr

Demonstration
Samstag, 18.7. um 12 Uhr 
Beim Grünen Jäger, St. Pauli



Mi zahtevamo

  • da se zaustavi Abschiebung za sve rome
  • obstanak svim romima
  • pravi prevodilac koji prica romski
  • da mozemo da radimo i akosmo na Duldung
  • mogucnost u privremenim staconima da brze napuste
  • nase atesti nesmeju da se ignorisu



Wir fordern:

  • Den Abschiebestopp für alle Roma
  • Ein Bleiberecht für alle Roma
  • Dolmetscher, die Romanes sprechen
  • Uneingeschränkte Arbeitserlaubnis für Geduldete
  • Die Möglichkeit die Erstaufnahmeeinrichtungen schneller zu verlassen
  • Die Atteste der (Fach-)Ärzt_innen dürfen nicht ignoriert werden


Hamburg im Sommer. Vielen Familien droht die Abschiebung. Am Anfang steht ein Schreiben in bestem Behördendeutsch: »Meldeauflage für die Bundespolizei am Flughafen Hamburg« steht auf den Abschiebungsanordnungen, die die Stadt Hamburg verschickt. Die Absender_innen machen es sich leicht: Fotos von den Familien sind direkt mit abgedruckt, die Briefe müssen dann aufbewahrt und zur Identifizierung am Flughafen vorgezeigt werden.
Dabei wissen die Empfänger_innen oft nicht einmal, was das ist. Ist das die Abschiebung? Ist es das, was freiwillige Ausreise genannt wird?
Bei der Zentralen Ausreisekontrolle, auf der Abflugebene zur „Ausreiseüberwachung“ sollen sie sich melden. „Bitte beachten Sie, dass Sie pro Person maximal 20 kg Gepäck mitbringen dürfen.“ steht in diesen Briefen. Und dann gibt es noch Kleingedrucktes: „Der Aufenthalt gilt bis zum o.g. genannten Termin als geduldet.“ Mit anderen Worten: Nach Ablauf des Termins erlischt die Duldung. Ganze Familien oder Einzelne stehen mit diesen Briefen in den Händen vor dem Aus. Menschen, die teilweise seit Jahren Teil dieser Stadt sind.
Diese Situation ist für viele dann meistens der Abschluss einer langen Phase von Ungewissheit und Bangen über die eigene Zukunft. Diese kann nach jedem Termin bei der Ausländerbehörde anders aussehen.
  • Von Sachbearbeiter_innen wird gedroht, sie sollten lieber die sogenannte „freiwillige Ausreise“ unterschreiben, sonst stünde die Polizei zur Abschiebung vor der Tür. Von einer tatsächlich freiwilligen Ausreise kann also keine Rede sein.
  • Bis jetzt wurde jede betroffene Person von den Behörden nach einer sporadischen ärztlichen Untersuchung von einigen Minuten für reisefähig erklärt. Obwohl zum Teil schwere, attestierte Erkrankungen vorliegen. Die Abschiebung wird dann ärztlich begleitet und die Rechnung dafür den Betroffenen hinterhergeschickt.
  • Dolmetscher_innen sprechen in der Ausländerbehörde häufig nur die Sprache des Landes, in das abgeschoben werden soll. Wie zum Beispiel Serbisch. Dabei sprechen viele Roma nur Romanes. So kommt es zu falschen Übersetzungen und die Leute verstehen nicht was besprochen wird.
Eine weitere große Belastung ist die Situation in den Erstaufnahmeeinrichtungen, wie zum Beispiel dem Containerdorf in Stellingen. Viele, zum Teil auch sehr kranke Menschen müssen in dieser provisorischen Einrichtung viel längere Zeit als die offiziellen drei Monate leben. Ein Gefühl der Ausgrenzung und Isolation entsteht hier schon durch die Lage in einem Industriegebiet direkt neben der Autobahn, weit entfernt vom nächsten Wohngebiet.

Viele von uns kommen aus Staaten, die die Bundesregierung für per Gesetz sicher erklärt hat: Mazedonien, Bosnien, Serbien. Oder aus dem Kosovo, dass für sicher erklärt werden soll. Dabei ist es für Roma in diesen Ländern alles andere als sicher. Die Fluchtgründe sind ein gefährlicher Mix aus Rassismus aus den Bevölkerungsmehrheiten und den staatlichen Institutionen. Der Zugang zu Arbeitsplätzen, Bildung oder zur Gesundheitsversorgung ist weitestgehend versperrt.

Zusammengenommen ist die Ausgrenzung lebensbedrohlich, vor allem für Kinder und alte Menschen. Diese bekannten Fakten ignorieren politische Verantwortliche in der Ausländerbehörde, der Hamburger Bürgerschaft und der Justiz. Die Erzählungen werden nicht geglaubt. Asylanträge werden als offensichtlich unbegründet abgelehnt. Der Druck ist hoch. In diesen Tagen sollen viele freiwillig ausreisen oder sich direkt am Flughafen melden, um sich in lebensbedrohliche Zustände transportieren zu lassen.

In der neuen Hamburger Initiative „Romano Jekipe ano Hamburg – Vereinigte Roma Hamburg“ haben wir – das sind viele Roma und auch einige Nicht-Roma – uns jetzt zusammengeschlossen und versuchen in diesen Zuständen den Boden unter den Füßen zu behalten und eine Zukunft für unsere Kinder zu erkämpfen.