Freitag, 19. August 2011

1. Station Subotica

Am Montag, den 15. August wurden alle laufenden Eingaben vom Petitionsausschuss abgelehnt. Mit diesem Eindruck beginnen wir unsere Reise nach Serbien. Wir haben uns auf den Weg gemacht, um die Romafamilien zu treffen, die schon „freiwillig“ ausreisen mussten.
Außerdem wollen wir die Familien unserer Freunde besuchen, um Grüße zu überbringen und deren Lebensverhältnisse kennen zu lernen.

1. Station Subotica
In der alten Handelsstadt ganz im Norden Serbiens gibt es drei Märkte. Auf einem soll eine der ersten uns bekannten Familien arbeiten, die unter dem Druck der Hamburger Ausländerbehörde ihrer „freiwilligen“ Rückreise zugestimmt hatte, obwohl die ältere Mutter herzkrank ist, und klar ist, dass sie in Serbien eine angemessene Behandlung nicht bekommen wird. Wir kennen die Mutter und ihren Sohn, der damals ein Baby war, schon seit 20 Jahren. Als wir den richtigen Markt endlich gefunden haben, finden wir sie in der gleißendem Mittagshitze. Auf einem Parkplatz haben die Leute neben den Autos ein paar Kisten aufgebaut und verkaufen Paprika, Tomaten, Kartoffelm oder Melonen. Die Familie erzählt uns, dass sie alle paar Tage auf den Großmarkt ins 180 Kilometer entfernte Belgrad fahren, wo sie frisches Gemüse kaufen, das sie dann auf dem Gemüsemarkt in Subotica verkaufen. Mit der anstrengenden Arbeit der ganzen Familie verdienen sie gerade genug, um das Überleben zu sichern und ein Zimmer zu mieten, in dem sie zu viert wohnen. Geld für die notwendigen Medikamente, Kleidung und als Vorsorge für den Winter, wo diese Arbeit nicht möglich ist, bleibt dabei nicht über.



Während wir mit der Familie im spärlichen Schatten des Gemüselasters reden, kommen verschiedene andere Roma, die auf dem Markt verkaufen, die entweder selber in Deutschland waren oder dort Verwandte haben. Der mitgebrachte große Stapel Fotos von den Protesten und Bleiberechtskämpfen in Hamburg wird von Hand zu Hand gegeben. Als sie die Fotos von der Ausstellung (link) sehen, wo auch die Familie, die wir besuchen, abgebildet ist, lachen alle und sagen: „Kuck mal, jetzt bist du in Deutschland!“



Eigentlich sind uns unsere FreundInnen in Lescovac zu Hause, das ist fast 500 Kilometer weiter südlich, aber dort hätten sie noch nicht einmal die Möglichkeit auf einem abgelegenen Gemüsemarkt zu arbeiten.


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