Donnerstag, 19. Mai 2011

Bischofswort anlässlich der Abschiebung der Sinti- und Roma-Familien aus Hamburg

Liebe Schwestern und Brüder,

Wir nehmen entsetzt zur Kenntnis: mehreren Roma-Familien droht die Abschiebung nach Serbien und Mazedonien. Zu ihnen gehören neben Alten und Kranken auch Kinder, die in Hamburg geboren und aufgewachsen sind und hier auch die Schule besuchen. Viele von den Familien sind schon einmal aus Deutschland in ihre vermeintlichen „Heimatländer“ abge-schoben worden, jedoch hierhin zurückgekehrt, weil sie in Serbien bzw. in Mazedonien massiv diskriminiert wurden und infolgedessen in großer Not lebten. Eine „Heimat“ in unserem Sinne kennen sie nicht. Sie sind entwurzelt und werden immer wieder bedrängt und drangsaliert. Akut leben sie in der Angst, von einem Tag zum nächsten Hamburg verlassen zu müssen. Dabei haben sie nur den einen Wunsch, in unserer Stadt ankommen zu dürfen und in Hamburg ein Leben in Würde, frei von Angst und mit der Aussicht auf Bildung und Arbeit führen zu können.

Ich freue mich, dass Ihnen diese Menschen wichtig sind und sie heute durch den Besuch dieser Andacht öffentlich zeigen, dass diese Roma-Familien, von denen wir gleich noch mehr erfahren werden, unsere Solidarität verdienen. Wir wollen ihr Schicksal hören und uns davon anrühren lassen. Wir wollen uns für sie einsetzen, wo es in unserer Macht steht, und da, wo unsere Macht an ihr Grenzen stößt, zu Gott beten und ihn bitten, die Herzen derer zu be-wegen, die in der nächsten Zeit über die Gnadengesuche befinden müssen.

Auch wenn ich heute dieser Andacht nicht beiwohnen kann, weil ich andere dienstliche Verpflichtungen habe, so bin ich doch in Gedanken jetzt bei ihnen und hoffe mit ihnen, dass unsere Solidarität und unser Gebet Früchte tragen.

Ich wünsche ihnen Gottes reichen Segen
Jürgen F. Bollmann, Propst



Die Roma aus Hamburg haben sich am Montag vor der Michel Kirche in Hamburg getroffen, um die Leute anzusprechen und Unterstützungsunterschrifte für ihre Petitionen zu sammeln. Dort wurde die Aktion "Wurzeln schlagen in Deutschland!" durchgeführt.







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